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Geschichte und Kultur

ZEUGNISSE DER ERSTEN MENSCHEN


Die ersten Spuren des Homo sapiens im Alentejo lassen sich wenigstens bis in die Jungsteinzeit nachvollziehen. Besonders herausragend ist dabei die Megalith-Kultur, denn nirgendwo sonst auf der Iberischen Halbinsel finden sich so viele Dolmen und Menhire wie im „Land jenseits des Tejo", darunter über 150 Megalithbauten allein nur im Distrikt von Évora!

Eines der diesbezüglich bedeutendsten Monumente seiner Art in ganz Europa ist der aus 95 Granitsteinen bestehende Cromeleque dos Almendres mit zwei kreis- bzw. ovalförmigen Anordnungen, dessen Ursprünge 2.500–3.000 Jahre älter als Stonehenge gelten.

Weitere Paradeexemplare der vorgeschichtlichen Zeit sind die gern auch die als „Kathedrale der Steinzeit" bezeichnete Anta Grande do Zambujeiro, das größte Megalithgrab Portugals, und der mit sieben Metern höchste Menhir der Iberischen Halbinsel, der Menir da Meada unweit von Castelo de Vide im Distrikt Portalegre.

DAS RÖMISCHE ERBE


Die Römer schufen bahnbrechende verkehrstechnische, städtebauliche und landwirtschaftliche Infrastrukturen mitsamt der Wasserversorgung, mit ihnen hielten u.a. der Schiffsbau, der Bergbau, die Salzgewinnung und konservierung sowie fortschrittlichere Produktionsprozesse im Wein- und Olivenanbau und in der Keramikherstellung Einzug. Ebenfalls von den Römern stammt die Verwaltungsstruktur der Gemeinden (port.: município) und natürlich das Latein als Ursprung der portugiesischen Sprache. 

Baudenkmäler aus der römischen Epoche finden sich über die gesamte Region verstreut innerhalb und außerhalb zahlreicher Stadtzentren. 


DAS MAURISCHE VERMÄCHTNIS


Im 8. Jh. begann das Zeitalter der muslimischen Herrschaft, das sich im Süden Portugals über annähernd 500 Jahre hinzog. Die Mauren führten neue Bewässerungs- und Agrartechniken sowie den Anbau von Reis- und Zitrusplantagen ein, auch die Mandelbäume und ihre geliebte Blüte sind ihnen zu verdanken. Kunst und Kunsthandwerk, allen voran im Bereich der Textil-, Leder-, Schmuck- und Keramikwaren – Stichwort Azulejos – erlebten einen enormen Aufschwung. Und auch in vielen Wörtern der portugiesischen Sprache und in der Küche hallt der arabische Einfluss nach – man denke allein nur an die verführerischen Süßspeisen.

Bis heute unübersehbar ist das maurische Vermächtnis in der Architektur und Städteplanung. Viele Burgen der Reconquista, der christlichen Wiedereroberung, sind maurischen Ursprungs und viele Kirchen wurden über ehemaligen Moscheen errichtet. Im südalentejanischen Mértola, der „arabischsten" aller portugiesischen Städte, ist dieses Erbe am deutlichsten zu spüren. Ohne die Mauren könnten Sie heute die Beschaulichkeit der kleinen Alentejo-Dörfer mit ihren weiß getünchten Häusern und verwinkelten, kopfsteingepflasterten Gassen nicht genießen. Und womöglich wäre Portugal auch nie zu einer großen Seefahrernation aufgestiegen, wenn die arabischen Kenntnisse der astronomischen und terrestrischen Navigation nicht eingeflossen wären... 



DAS "GOLDENE ZEITALTER”


Im 15. und 16. Jh., dem Zeitalter der großen Entdeckungen, war Portugal neben Spanien die führende Weltmacht und erlebte durch die Reichtümer der Überseekolonien die glanzvollste Epoche seiner Geschichte. Auch der Alentejo, der zu jener Zeit mehrfach portugiesische Könige beherbergte, profitierte von dem neu gewonnenen Wohlstand. Zahlreiche Paläste, Adelssitze, Kirchen und Klöster entstanden, die sich bis heute durch die Pracht ihrer Renaissance- und Barockarchitektur oder auch den einzigartigen, spätgotischen Dekorstil der Manuelinik auszeichnen. Und neben den bekannteren Bauwerken gibt es unzählige kleinere Kulturjuwelen mit opulenten Marmorarbeiten, vergoldetem Holzschnitzwerk oder herrlichen Fresken, die man themenspezifisch entlang der „Marmorroute" oder der „Freskenroute" bestaunen kann.